Deutschland
Die Inflation ist im letzten Jahr stark zurückgegangen. Im Januar lag die Inflationsrate bei 2,9 %. Die Bundesbank rechnet im Jahr 2024 mit einer Inflationsrate von 2,7 %1. Für das laufende Jahr 2024 gibt es aktuell keine Anzeichen für eine schnelle wirtschaftliche Erholung. Der Ifo Geschäftsklimaindex2, bei dem das Ifo Institut Unternehmen nach Ihrer Geschäftslage und Erwartungen für die nächsten sechs Monate befragt, sank. Aufgrund der starken Zinserhöhungen sind die Auftragseingänge in der Industrie und im Wohnungsbau gesunken. Die deutsche Wirtschaft steckt in der Rezession. Für das laufende Jahr erwarten Volkswirte einen Rückgang beim Bruttoinlandsprodukt. Auch die Bundesbank geht erst für die Jahre 2025/2026 von einem Wachstum aus.
Die Aktienmärkte hingegen laufen sehr positiv. Am 06.02.2024 verzeichnete der deutsche Aktienindex DAX ein neues Allzeithoch von 17.033 Punkten. Im DAX sind die 40 größten deutschen Unternehmen gelistet. Hierbei handelt es sich um international tätige Unternehmen, die aufgrund ihrer weltweiten Präsenz nicht sehr stark von dem Wirtschaftsstandort Deutschland abhängig sind. Generell werden die Aktienmärkte durch Zinssenkungsfantasien unterstützt. Die spannende Frage ist also, welche Erwartungen an die Zinspolitik schon in den Aktienkursen enthalten sind. Wir gehen für das laufende Quartal eher von einer Seitwärtsbewegung (Kursnotierungen auf einem Niveau ohne größere Schwankungsbreite) aus.
1www.bundesbank.de/de/presse/interviews/-die-inflation-wird-sich-2024-mehr-als-halbieren--920684
2www.ifo.de/umfrage/ifo-geschaeftsklima-deutschland
Europa
In Europa ist die Inflation ebenfalls gesunken und lag im Januar bei 2,8 %3. Für das Jahr 2024 prognostiziert die EZB4 eine Inflationsrate von 2,7 %. Auch die europäische Wirtschaft wird sich im laufenden Jahr eher schwach entwickeln. Die EZB geht in ihrer gesamtwirtschaftlichen Projektion vom Dezember von einem Wirtschaftswachstum in Höhe von 0,8 % aus4. Die Gründe hierfür sind die hohen Zinsen und der schwache Export. Interessant wird die Entwicklung der Leitzinsen im Jahr 2024 sein. Hier steht die EZB vor dem Spagat einerseits die Inflation weiter zu bekämpfen und andererseits die Konjunktur nicht zu stark zu belasten. Insgesamt erwarten Marktteilnehmer bis zu sechs Zinssenkungen beginnend ab April. Allerdings gibt es auch Mitglieder im EZB-Rat, die zunächst die Lohnentwicklung für das 1. Quartal im EUR-Raum abwarten möchten. Dies würde bedeuten, dass diese Daten erst in der Projektion, die im Juni erscheint, enthalten sind. Somit gehen wir eher von vier Zinsschritten beginnend ab Juni aus. Zu berücksichtigen ist, dass die Inflationstreiber weiter vorhanden sind. Diese sind neben der De-Globalisierung die Alterung der Gesellschaft und die Energiewende.
Die Aktienkurse großer Unternehmen sollten diesen negativen Einflussfaktoren trotzen können und von den Zinssenkungen profitieren. Dennoch belasten die hohen Zinsen und die aktuell eher schwache Nachfrage die Gewinne der Unternehmen, so dass wir auch hier von einer Seitwärtsbewegung auf hohem Niveau ausgehen. Im Rentenbereich sind wieder längere Laufzeiten interessant; diese Papiere sollten im laufenden Jahr von den sinkenden Zinsen profitieren.
3 Eurostat
4www.ecb.europa.eu/pub/projections/html/index.de.html
USA
Auch in den USA sinkt die Inflation. Zwar stieg die Inflation im Dezember nochmals an (auf 3,4 %), dies dürfte allerdings nur ein temporärer Effekt sein. Insgesamt zeigen relevante Indikatoren eine gewisse Entspannung bei der Inflation an. So steigen die Mieten zwar weiterhin, aber der Anstieg ist nicht mehr so stark. Ebenso verhält es sich bei den Lohnkosten, die zwar immer noch stärker zulegen als vor der Pandemie, dennoch eine Entspannung anzeigen. So wird die Inflation in diesem Jahr wohl nicht den Zielkorridor von 2 % erreichen, aber sinken. Entscheidend hierfür wird sein, ob die wirtschaftliche Entwicklung sich sanft abschwächt (Soft Landing) oder ob es zu einer Rezession kommt. Dennoch signalisiert die FED (amerikanische Notenbank) für das laufende Jahr Zinssenkungen. Die Marktteilnehmer erwarten bis zu sechs Zinsschritte zu je 25 Basispunkten, voraussichtlich beginnend ab Mai 2024.
Einige Analysten gehen davon aus, dass der Aufwärtstrend an den amerikanischen Börsen anhält. Als Gründe hierfür werden die guten Wirtschaftsdaten angeführt, die eine Rezession unwahrscheinlicher machen. Hinzu kommen Zinssenkungsfantasien. Wir trauen den amerikanischen Märkten auch weiterhin mehr zu als den europäischen Märkten.
Asien/Schwellenländer
Die chinesische Wirtschaft stabilisiert sich leicht. Die „Achillesferse“ bleibt der Immobiliensektor. Hier versucht der Staat durch Maßnahmen eine Stabilisierung zu erwirken. Die Aussichten sind uneindeutig, da die strukturellen Probleme nicht behoben wurden. Durch die Abwicklung des ersten großen Immobilienentwicklers Evergrande kam es auch zu größeren Verkäufen chinesischer Aktien. Das Vertrauen scheint zu schwinden. Besonders gut entwickelt sich der japanische Aktienmarkt. Ein Grund hierfür ist das Festhalten an der lockeren Geldpolitik über niedrige Zinsen, was aufgrund der niedrigen Inflation im Vergleich zu Europa und den USA möglich ist. Daneben ist der japanische Staat extrem verschuldet, was Zinserhöhungen schwerer macht.
Spannend kann die Beimischung von Schwellenländerfonds aus Diversifikationsgründen sein. Auch sind die Kurs-Gewinn-Verhältnisse (Bewertungsmaßstab für den Preis von Aktien) moderat, Aktien sind also nicht teuer. Auch das Gewinnwachstum wird sehr robust erwartet.
Zusammenfassend stellen wir Folgendes fest:
Im Aktienbereich könnte weltweit in Titel investiert werden, die ein nachhaltiges Geschäftsmodell vorweisen können. Schwerpunkte könnten demnach Unternehmen mit soliden Dividenden und möglichst konjunkturunabhängigen Geschäftsmodellen sein. Interessant könnten Nebenwerte mit hohem Marktanteil in ihrem Segment werden, erfahrungsgemäß erholen sich diese Titel schneller von einer schwachen Konjunkturphase. Auf der Rentenseite sind Fonds, die in Papiere mit flexiblen bzw. gemischten Laufzeiten investieren, interessant. Im Mischfondsbereich tendieren wir zu flexiblen bzw. auch ausgewogenen Investmentansätzen. Beimischungen im Technologiesektor oder auch in Schwellenländerfonds können für gewinnorientierte bzw. spekulative Anleger nach wie vor interessant sein, soweit ein annehmbares Kurs-/Risikoverhältnis besteht.
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