Wachstum vs. Werthaltig

Lesen Sie den aktuellen Marktausblick Q2/2021 und erhalten Sie die Einschätzungen unserer Experten.

Deutschland

Das erste Quartal geht zu Ende und es wurden im deutschen Leitindex wie erwartet weitere Rekordhochs erreicht. Ausschlaggebend war hier vor allem die weiter anhaltende Erholung der Wirtschaft – trotz Lockdown – und die weiterhin expansive Geldpolitik der Notenbanken. Dazu kommt, dass Investoren im ersten Quartal aufgrund der steigenden Renditen von US-Staatsanleihen und steigender Inflationserwartungen vermehrt klassische Value-Aktien gesucht haben, d. h. Aktien von Unternehmen, die tendenziell unterbewertet sind und heute schon gute Erträge abwerfen. Im Gegenzug trennten sie sich von Growth-Aktien, somit von Werten, die sehr wachstumsorientiert sind und die meisten Erträge erst in der Zukunft erwartet werden. Ein weiterer Faktor ist, dass die Zahl der Aktionäre und Fondsbesitzer beispielsweise in Deutschland 2020 um 28% gestiegen ist.

Im Blick auf das zweite Quartal erwarten wir, dass die Umschichtung von Aktien in klassische Value-Titel weiter gehen wird. Da im DAX überwiegend Value-Werte anzutreffen sind, profitiert das deutsche Leitbarometer deutlich von dieser Entwicklung. Gründe hierfür sind steigende Inflationsraten und keine Änderungen auf der Zinsseite. Da auch die sogenannte Old-Economy von einer Lockerung des Lockdowns und gänzlichen Wiederöffnung der Wirtschaft profitiert, halten wir weiterhin neue Rekordstände im deutschen Aktienmarkt für möglich.

 

Europa

In Europa profitierten die meisten Länder ebenfalls von dem Wiedererstarken der sogenannten Value-Aktien. Allen voran führte Deutschland hier die Erholung mit an. Da die europäische Zentralbank weiterhin an ihrer Null-Zinspolitik und den monatlichen Anleihekäufen festhält, bleiben die Renditen der Staatsanleihen auf sehr niedrigen Niveaus, was auch weiterhin die Aktien der Eurozone auf den Kaufzetteln der Investoren belässt.

Wir bleiben weiterhin dabei, dass Deutschland die europäische Erholung anführen könnte. Aus diesem Grund bevorzugen wir immer noch eine Investition in deutsche Aktien gegenüber den europäischen Werten. Dennoch lassen sich auch für den europäischen Aktienmarkt positive Vorzeichen erkennen und damit einen Anlageerfolg für das zweite Quartal. Auch wenn vereinzelte Länder aktuell wieder in strenge Lockdowns zurückkehren, so kann die Geldpolitik und auch die Fiskalpolitik einen größeren wirtschaftlichen Schaden abfedern.

 

USA

In den USA erhielten Bürger die nächste Runde an Stimulus-Schecks und viele von ihnen bekamen somit $1400 vom Staat geschenkt. Banken an der Wallstreet rechnen nach Umfragen damit, dass in etwa wieder $200 Mrd. in den Aktienmarkt fließen werden. Dazu kommt aktuell eine massive wirtschaftliche Erholung in den USA und auch eine deutlich anziehende Inflation. Durch diese beiden Faktoren steigen aktuell auch die Renditen der US-Staatsanleihen, was äußerst negativ auf dem Technologiesektor lastet. Hier sah man im ersten Quartal eine massive Umschichtung von US-Technologie Aktien in Value-Titel rund um den Globus. Die US-Notenbank will diese Entwicklung weiterhin genau beobachten. Es kann somit gut sein, dass in den nächsten Sitzungen weitere Maßnahmen beschlossen werden, auf die wir natürlich in der nächsten Ausgabe eingehen werden.

Die steigenden Renditen in diesem Ausmaß hatten zu Jahresbeginn nur wenige Investoren auf der Agenda. Überraschend war daher die Entwicklung, dass die weiterhin attraktiven Technologiewerte verkauft wurden, obwohl die Pandemiesituation immer noch anhält und somit gerade diese weiterhin davon profitieren. Solange sich seitens der US-Notenbank nichts ändern wird, bleibt der Technologiesektor im zweiten Quartal weniger attraktiv, was sich aber langfristig als äußerst interessantes Einstiegsniveau zeigen kann. Ungeachtet dessen sind wir weiterhin für den US-Markt positiv gestimmt, da die Wirtschaft massiv anzieht und auch der breite Markt – zum Beispiel der Dow Jones oder S&P 500 – neue Rekordstände erreichen kann. Die Rentenseite sollte sich in etwa auf dem aktuellen Niveau einpendeln, da die Nachfrage auf diesem Zinsniveau wieder anziehen dürfte. Gerade Investoren aus dem asiatischen Raum könnten aufgrund der attraktiveren Zinsen wieder vermehrt auf US-Staatsanleihen zurückgreifen.

 

Asien

Die meisten asiatischen Länder konnten die Pandemie per heute gut in den Griff bekommen. Dennoch lagen wir mit unserer vorsichtigen Haltung gegenüber den Schwellenländern und China richtig, da andere Märkte eine deutlich bessere Rendite abwerfen konnten. Auch in den Entwicklungsländern hatten die steigenden Renditen der US-Staatsanleihen Auswirkungen, da der Risikoappetit der Investoren zurückging und Kapital abgezogen wurde. Ebenso lastete auf chinesischen Aktien das potenzielle Handelsverbot an der New York Stock Exchange.

Da die Mitte des ersten Quartals begonnene Entwicklung weiterhin anhalten dürfte, sehen wir gerade Schwellenländer weiter unter Druck. Hier könnte weiterhin Geld aus diesen Ländern fließen und die Notwendigkeit der Investoren Rendite zu höherem Risiko zu erwirtschaften, schwinden. Langfristig sollten sich hier auch Chancen für Einstiege ergeben. Grundsätzlich muss auch hier die Entwicklung und auch das Zusammenspiel der globalen Märkte genau beobachtet werden. Gerade in China müssen Investoren auch die politische Entwicklung im Blick behalten, ob es nicht zu Handelsverboten oder anderen Einschränkungen kommt, wie die kürzlich verhängten Sanktionen gegen die Regierung aufgrund von Spannungen in Bezug auf Menschenrechtsverletzungen.
 

Abschließend bleibt diesmal zu sagen: Aktuell hängt der weltweite Kapitalmarkt von der Entwicklung der US-Staatsanleihen ab. Interveniert die US-Notenbank und kann die Renditen kontrollieren oder lässt sie die Entwicklung weiterlaufen, sodass weltweit die Bewertungen von wachstumsorientierten Werten weiter zurückkommen und Investoren ihr Geld vermehrt in werthaltige Titel investieren? Der Aktienmarkt kann gerade in der heutigen Zeit eine interessante Alternative zu klassischen Anlagen bleiben. Gerade auch unter den aktuell deutlich steigenden Inflationserwartungen und absehbar keinerlei Änderungen auf der Zinsseite.

 

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